Freitag, 12. Januar 2024

Kidnapper

Kidnapper

In der Nacht brachten zwei vermummte Gestalten Angst und Schrecken über die Bewohner der Unterstadt. Ihre Ziel war eine kleine Burleske-Halle namens "Café Doux", wo sie eine kühne Kidnapping-Aktion vollzubringen geplant hatten. Mit ihren Glotzaugen durchquerten sie die dunklen Straßen, während ihr dreistes Lachen in den stillen Gassen widerhallte. Als sie schließlich am Eingang der Burleske-Halle angekommen waren, stürmten sie ohne zu zögern in das Gebäude hinein.

Im Inneren herrschte jedoch absolute Finsternis; das schwache Licht eines einzigen Kerzenständers konnte die Umgebung kaum erhellen. Doch trotz der Dunkelheit konnten die Komplizen sehen, dass niemand hier war. Alle Gäste mussten bereits gegangen sein, und nur noch einige Wachsfiguren standen regungslos da, Zeugen dieser nächtlichen Eskalation.

Kidnapper

Ohne Zeit zu verlieren eilten Übeltäter ins Herz des Gebäudes, wo sie eine Treppe entdeckten, die nach oben führte. Während sie hinaufstiegen, hielten sie ihre Augen offen und lauschten angespannt dem Geräusch ihrer eigenen Atmung.

Schließlich erreichten sie das Obergeschoss, wo sich die Garderobenräume und weitere Kulissenbereiche befanden. Aber auch hier war keine Aktivität zu spüren.

Nach kurzem Suchen fanden sie schließlich den gesuchten Raum: Das Bühnenbild. Ein großer, alter Saal, dessen Wände mit Portraits berühmter Minnesängers, Burlesquins und Tänzerinnen geschmückt waren. In seiner Mitte stand eine Bühne, auf der normalerweise die Vorführungen stattfanden. Heute jedoch stand sie leer und wirkte fast schon gespenstisch.

Trotz all ihrer Verärgerung, wussten sie, dass sie sich hier nicht länger aufhalten durften. Also machten sie sich bereit, zurückzukehren und ihr Werk anderswo fortzusetzen. Schließlich war das "Café Doux" nicht die einzige Burleske-Halle in der Unterstadt.

Zurück im Erdgeschoss bemerkten sie nun einige Spuren von jemandes Präsenz. Einige Besucher hatten offenbar vergessen, ihre Jacken abzuholen, und sie lagen immer noch dort, wo sie sie fallen gelassen hatten. Auch die Bar blieb leer - kein Bartender weit und breit. Sie besorgten sich jeweils einen Krug Gesöff, tranken es aus und setzten dann ihren Weg fort, bis sie schließlich in den Bereich gelangten, in dem sich die Umkleidekabinen befanden. Und hier fand ihre Suche unerwartet ein Ende.

Eines der Zimmer war verschlossen, aber das störte sie kaum. Mit wenigen Handgriffen öffneten sie die Tür und traten ein. Der Raum war klein und eng, aber nicht leer. Auf einem Stuhl saß eine junge Halbunsterbliche, anscheinend eine der Tänzerinnen, gekleidet in einen goldenen Bikini-Oberteil und einen roten Rock. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Angst und Verzweiflung, die mit einem Hauch von Anflehen vermischt waren.

Ohne weitere Worte griffen sie nach dem Mädchen und zerrten sie aus ihrem Versteck. Mit einem Mal kam Bewegung in diese verdammte Gebäude. Die beiden Männer packten ihr Opfer fest an Armen und Beinen und begannen, sie hinauszuziehen. Schnell brachten sie die verängstigte Tänzerin zum Ausgang des Gebäudes.

Aber plötzlich, mitten in ihrem Triumph, hielt einer der Männer inne. Er hatte soeben bemerkt, dass ihm etwas fehlte. Sein Partner sah ihn fragend an, aber er schüttelte nur den Kopf und sagte: "Warte hier."

Er ließ los und ging zurück ins Zimmer, wo er dachte seinen Geldbeutel verloren zu haben. Doch das Zimmer war leer, zumal sah die karge Möblierung, die aus besagtem Stuhl und einem Tischlein bestand, keinen Platz für zufällig liegengelassenen sachen vor. Als er zu seinem Komplizen zurückkehrte, konnte er ihn samt Opfer nirgendwo finden.

Draußen atmete er tief durch. Die Mission der beiden Übeltäter war offenbar gescheitert, mehr noch, einer war verschwunden. Das arme Mädchen, das sie zu kidnappen versuchten, war keine andere als eine verdeckte Stadthüterin, und die Komplizen waren in ihre Falle geraten.

Er fragte sich, was der Hüterin bloß durch den Kopf blitzte, als sie sich dazu entschied, seinen Geldbeutel nebenbei zu stibitzten. Die Antwort auf diese Frage würde er allem Anschein nach niemals finden können.

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